(Besonderer Dank an die Mitglieder von www.blue-semiramis.de! Bilder: wenn nicht anders vermerkt A. Napp)

Der Diensteintritt

Die Einführung ins Priesteramt beinhaltete spätestens seit dem Neuen Reich eine Reihe von Initiationsritualen, die auch Gelübde beinhalteten, die Reinheit zu bewahren und keinen Amtsmissbrauch zu betreiben, vielleicht auch Gehorsam gegenüber den Oberen. Einige Wissenschaftler nehmen an, dass die 42 "Beteuerungen der Unschuld" aus dem Totenbuch in Wahrheit derartige Priestergelübde sind. Das "Buch vom Tempel", in Mittelägyptischer Sprache auf Hieratisch geschrieben, erwähnt zumindest zwei solcher Eide, in dem der Kandidat unter anderem schwört, keinen Mord begangen zu haben. Damit stellte der Eintritt in den priesterlichen Dienst ebenso einen Übergang/Wiedergeburt in göttliche/jenseitige Sphären dar, wie der Tod. In den späteren griechisch-römischen Isismysterien (s. Isisweihe bei Apuleius) ist diese Initiation auch für den einzelnen Gläubigen zum zentralen Punkt geworden (J. Assmann). Andererseits ist - zumindest bis in die Spätzeit, eine Auffassung von "Initiation" nicht als mystische Erfahrung, sondern primär als Vermittlung von speziellem Wissen wahrscheinlich (E. Teeter).

In Texten aus der 21. und 22. Dynastie ist die Rede von einer "Einführung bei Gott" für hochrangige Priester, was eine Art 'höhere Weihe' dargestellt haben mag, bzw. von einer "Inthronisation". Aber dies war bereits die Zeit des sogenannten "Gottesstaates", als die Hohepriester des Amun die Kontrolle über Oberägypten übernommen hatten. In einigen Fällen wählten Priester für ihre Kinder besondere Namen mit Verbindung zum Gott, dem sie dienten; möglicherweise änderten auch Erwachsene ihren Namen beim Dienstantritt.

Ab der Dritten Zwischenzeit entwickelte sich allgemein der Brauch, dass die Priester innerhalb der Tempelmauern zu wohnen hatten. In der Spätzeit und noch mehr der Ptolemäerzeit ist unter den Priestern eine verstärkte Elitenbildung zu beobachten, offenbar als Reaktion zunächst auf den Verlust tatsächlicher Macht unter fremden Herrschern (Persern und später Griechen) und mit dem Ziel der Bewahrung von Wissen und kulturellen Werten des Landes. Ausbildung der Priester und Reinheitsgebote werden als abgrenzende Zeichen besonders wichtig und weiter ausdifferenziert. Tempel und Priester werden geradezu zur Verkörperung ägyptischer Geschichte und Kultur, so dass der Ägyptologe J. Assmann von einer "Klerikalisierung der Kultur der Spätzeit" spricht. Aus dem 2. Jhd. n. Chr. gibt es Nachrichten über eine Prüfung, die angehende Priester abzulegen hatten, bevor sie ihren Dienst aufnahmen (Papyrus Tebtunis II.291)

Ermahnungen an die Priester an den Toren von Edfu (li. für die niederen Priester, re. für den Hohepriester), nach Assmann, Das Kulturelle Gedächtnis:

Quellen:

  • Assmann, Jam.: Das kulturelle Gedächtnis, Schrift, Erinnerung und politische Identität in frühen Hochkulturen, München 1992.
  • Assmann, Jan: Ägyptische Geheimnisse, München 2004, bes. S. 135ff , S. 150.
  • Jaquet-Gordon, Helen: The Graffiti on the Khonsu Temple Roof at Karnak, possibility of download here
  • Kruchten, J. M.: Les annales des prêtres de Karnak (XXIe-XXIIIe dynasties) et autres textes contemporains relatifs à l'initiation des prêtres d'Amon ( Orientalia Lovaniensia Analecta , 32), 1989
  • Quack, J.F. : Königsweihe, Priesterweihe, Isisweihe in: Assmann, J.: Ägyptische Mysterien, München 2002
  • Teeter, E.: Religion and Ritual in Ancient Egypt, Cambridge 2011.

 

Reinheitsgebote

Während der Dienstzeit im Tempel hatten die Priester spezielle Reinheitsvorschriften zu beachten, die für alle Ränge galten. Hierzu gehörten Waschungen/Bäder (laut Herodot, 5. Jh. v. Chr., zweimal in der Nacht und zweimal am Tag), sowie der Verzicht auf sexuelle Betätigung.

Diodorus Siculus (1. Jh. v. Chr.) berichtet, dass den Priestern lediglich erlaubt gewesen sei, eine Frau zu nehmen, während den übrigen Einwohnern des Landes Polygamie gestattet gewesen sei.

Erst seit dem Neuen Reich ist die Pflicht zur Rasur von Kopf- und Körperbehaarung überliefert. Die Beschneidung war ebenfalls verpflichtend. In der römischen Zeit wurde eine diesbezügliche Sonderreglung erlassen, da die Beschneidung ansonsten im gesamten Römischen Reich vermutlich seit Kaiser Hadrian verboten war. Es gab zahlreiche Speiseverbote, die zum vor Vollzug bestimmter Zeremonien eingehalten werden mussten, oder zu bestimmten Zeiten. Hierunter konnte das Fleisch von Ziegen, Kormoranen, aber auch Fische fallen. Fischtabus sind vor allem aus der Spätzeit überliefert. Dabei bedeuten die Speiseverbote nicht immer, dass die entsprechenden Tier als unrein betrachtet wurden - es konnte sich im Gegenteil darum handeln, ein Tier aus Gründen der Ehrfurcht vor seiner besonderen Heiligkeit nicht zu verzehren. Fische zum Beispiel sind im Osirismythos sowohl negativ als auch positiv besetzt!

Rasiermesser. Theben, Neues Reich, 1550-1070 v. Chr. (Hamburg, Museum für Völkerkunde)  

Laut Chairemon (1. Jh. n. Chr.), überliefert bei Porphyrius (3. Jh. n Chr.) waren für alle Priester diverse vorbereitende Reinigungszeremonien verbindlich, die mehrere Tage dauern konnten, und während dieser enthielten sie sich sexueller Verbindungen und verzichteten auf bestimmte Speisen. Ihr ganzes Auftreten war ernsthaft, sie lachten nicht, hielten den Blick gesenkt. Jede Geste, die sie ausführten hatte eine allegorische Bedeutung. Von der Askese gestärkt und gereinigt widmeten sie sich nicht nur dem alltäglichen Tempeldienst, sondern auch arithmetischen und geometrischen Spekulationen und der Philosophie. Ägypten zu verlassen sei ihnen als das schlimmste Schicksal erschienen - denn in der Welt lauerten vielerlei Versuchungen und Genüsse. Aufgrund der späten Datierung von Porphyrius' Bericht kann aber nicht automatisch auf frühere Regeln rückgeschlossen werden.

...was Herodot berichtet (Ausgabe von Goldhagen, 1756):

Quelle:

  • Lexikon der Ägyptologie, Bd. II, Sp. 224-234 & Bd. VI, Sp. 135-141

 

Ernährung

Sowohl Inschriften als auch modernste Untersuchungen an Mumien ergeben ein gutes Bild der Ernährungsvorschriften, der tatsächlichen Situation und des Gesundheitszustandes der Priester. Da sie auch aus Anteilen der (in vielen Fällen sehr reichlichen) täglichen Götteropfer mit versorgt wurden, war ihre Ernährungssituation zumindest in den reichen Tempeln und zur Zeit ihres dortigen Dienstes im Vergleich zur normalen Bevölkerung sehr gut. Fettgebackenes Brot, Kuchen, Fleisch, Milch und Kuchen gehörten zu den überlieferten Opfergaben. Ein Team der Universität Manchester entdeckte denn auch die entsprechenden 'Wohlstandskrankheiten' bei einigen der untersuchten Mumien. Dennoch sind auch Hungerzeiten überliefert. Ein bisher nicht gelöster Widerspruch sind die einerseits überlieferten Speisetabus gegen z. B. Fisch - und die gleichzeitig überlieferten Opfergaben, die zum Teil aus eben diesen Tabu-Nahrungsmitteln bestanden, die ja im sogenannten Opferumlauf anschließend den Tempelangestellten zu Gute kamen.

Ein voll beladener Opfertisch mit Gänsen, Wein, Brot und Früchten (Tempel von Kom-Ombo, Griechisch-Römische Zeit)

Quellen:

  • Artikel über die Untersuchungen des Teams der Universität Manchester aus der "Times"
  • David, R. (Hrsg.): The mummy's tale : the scientific and medical investigation of Natsef-Amun, priest in the temple at Karnak, New York 1993.

Kleidung

Der Griechische Historiker Herodot (5. Jh. v. Chr.) schrieb, dass in Ägyptischen Tempeln keine "Produkte lebender Tiere" getragen werden dürften (Buch II, 81). Dies betraf insbesondere Wolle. Daher hatten die Priester Leinengewänder zu tragen und Sandalen aus Papyrus. Im Alten und Mittleren Reich gibt es keine besondere Amtstracht, mit Ausnahme einer Schärpe für Vorlesepriester und dem Leopardenfell für bestimmte Ränge bei bestimmten Anlässen. Ab dem Neuen Reich sind gefältelte Röcke und Kleiner überliefert, in ähnlicher Machart, wie sie auch die übrige Oberschicht trug. Der "cheriheb" (=Vorlesepriester) trug eine Schärpe über der Brust, und manchmal zwei Federn im Haar.

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Vorlesepriester mit Federkrone, Totenbuch, Neues Reich (li.: Turin, Ägyptisches Museum, re.: London, British Museum)

Diodorus Siculus (1. Jh. v. Chr.) ein griechischer Historiker, berichtet eine Legende, die das Tragen der Federn erklärt: Ein Habicht habe den Priestern in Theben (=das altägyptische Waset) in der Frühzeit ein Buch gebracht, mit einem purpurnen Faden umwickelt, in dem alles aufgezeichnet gewesen sei, was zum Gottesdienst gehört.

Papyrussandalen in verschiedener Ausführung (Turin, Ägyptisches Museum)

Kleidung von Priestern vom Alten Reich bis in die Griechisch-Römische Zeit:

Merib, Balsamierungspriester des Anubis, Priester im Totentempel Pharao Cheops, Palastvorsteher, General etc. und seine Mutter, Priesterin der Neith (Mastaba des Merib, Beginn der 5. Dyn., ca. 2480 v. Chr., Zeichnung von K. R. Lepsius von der Expedition 1842-45, Bild: Freier, E., Gruntert, S.: Eine Reise durch Ägypten nach den Zeichnungen der Lepsius-Expedition in den Jahren 1842-1845, Leipzig 1988, S. 38)

Priester des königl. Totenkults, 6. Dyn., um 2400 v. Chr. (Hildesheim, Pelizaeus-Museum, Katalog)

Zwei Statuen des Ranofer, Oberpriester des Ptah in Memphis, 5. Dyn. (Grab des Ranofer, Sakkara. Heute Ägyptisches Museum Kairo.Bild: Berühmte Museen: Ägyptisches Museum Kairo, 1969, S. 32 u. 35)

Totenkultpriester Ka-em-hed, 5. Dyn. (Grab des Prinzen Ur-irni in Sakkara, heute Ägypt. Museum Kairo. Bild: Berühmte Museen: Ägyptisches Museum Kairo, 1969, S. 39)

Anch-Chephren, Vorsteher der Priester der Chephren-Pyramide, mit Amtsstab und Leopardenfell (Grab des Anch-Chephren, 5.-6. Dyn., ca. 24.-22. Jh. v. Chr. Zeichnung von K. R. Lepsius von der Expedition 1842-45, Bild: Freier, E., Gruntert, S.: Eine Reise durch Ägypten nach den Zeichnungen der Lepsius-Expedition in den Jahren 1842-1845, Leipzig 1988, S. 29)

Zwei Brüder im priesterlichen Dienst: Rechts erneut Anch-Chephren als junger Mann mit der Schärpe der Vorlesepriester und Links sein Bruder und Amtsnachfolger Iteti (Grab des Anch-Chephren, 5.-6. Dyn., ca. 24.-22. Jh. v. Chr. Zeichnung von K. R. Lepsius von der Expedition 1842-45, Bild: Freier, E., Gruntert, S.: Eine Reise durch Ägypten nach den Zeichnungen der Lepsius-Expedition in den Jahren 1842-1845, Leipzig 1988, S. 30)

Priester Djasha, tätig an einem königlichen Totentempel, Sitzfigur aus einer Mastaba bei Gizeh, heute Ägypt. Museum d. Universität Leipzig (5. Dynastie, 2504–2347 v. Chr., Quelle: Krauspe, R. (Hrsg.): Das Ägyptische Museum der Universität Leipzig, Mainz 1997, Abb. 32)

Gaufürst und Priester Merire mit Amtsstab, Grabstele aus Dendera (6. -8. Dyn., ca. 23/22. Jh. v. Chr. Bild: Manley, B.: Die 70 großen Geheimnisse des Alten Ägyptens, München 2007, S.208)

 

Priester mit Leopardenfellmantel und Amtsstab, Scheintür eines Grabes, Altes Reich (Turin, Ägyptisches Museum)

 

Detail einer Prozessionsszene, 15. Jh. v. Chr. (Rote Kapelle der Königin Hatschepsut, Karnak). Die Priester, auch die Hochrangigen, tragen kurze Röcke und eine Art Wickelschärpe. Jener in der zweiten Reihe direkt unter dem Schrein trägt ein Leopardenfell (Pfeil), zwei andere tragen Szepter mit einer Papyrusblüte an der Spitze und einer Feder (Pfeile).

(Bild: Manley, Bill: Die siebzig grossen Geheimnisse des Alten Ägyptens, München 2003)

Plissierte Leinengewänder. Während einer Barkenprozession, 13. Jh. v. Chr. (Relief, Amuntempel Karnak, Säulenhalle.)

Pharao Ramses begleitet als Priester die Heilige Barke auf der Reise nach Abu Simbel (Relief im Tempel von El-Derr, Nubien. Bild: Ch. Desroches Noblecourt: Gifts from the Pharaohs, 2007, S. 244)

 

Priester und Astronom Taitai, 18. Dyn. um 1380 v. Chr. (Berlin, Neues Museum, Ägyptische Sammlungen) Vgl. zur Schärpe die Statue von Anen, Äyptisches Museum Turin, weiter unten.

Ein Priester mit Papyrusrolle in der rechten Hand, auf dem Schurz der Anfang eines Gebets an Osiris (Mittleres Reich, Pelizaeus-Museum Hildesheim, Bild: Renate Germer: Das Geheimnis der Mumien. Ewiges Leben am Nil (Kat.), Berlin 1998)

Amunpriester Neje mit seiner Mutter Nofret (aus Theben, 19. Dyn., um 1300 v. Chr., München, Glyptothek. Bild: J. H. Breasted: Geschichte Ägyptens, Phaidon-Ausgabe Leipzig 1936, Abb. 161.)

Priester in gefaltetem Gewand (18. Dyn., um 1360 v. Chr., Kairo, Ägyptisches Museum. Bild: J. H. Breasted: Geschichte Ägyptens, Phaidon-Ausgabe Leipzig 1936, Abb. 142a)

Priester beim Opfer, Neues Reich, 1320-1290 v. Chr. (Grabrelief aus Sakkara, heute Berlin, Neues Museum, Ägyptische Sammlungen)

Offizier und späterer Priester Ptahmai mit seiner Familie, 13. Jh. v. Chr. (aus Sakkara, heute Berlin, Neues Museum, Ägyptische Sammlungen)

Im Festgewand (Grab des Samut, Westtheben, 13. Jh.v.Chr.)

 

Neferenpet, Hohepriester des Ptah in Memphis und Wesir,13. Jh. v. Chr. (Stele in New York, Metropolitan Museum).

 

Osirispriester, Szene aus der Herakleslegende: Sieg über Busiris (Caeretaner Hydria, um 530 v. Chr., heute in Wien)

Barkenprozession in der Griechisch-Römischen Zeit (Horustempel, Edfu). Die Gewänder haben Fransen, wie auch später auf dem Bild aus Pompeji, und die Priester tragen eine Kopfbedeckung.

 

Statuette des Priesters Hori, um 525 - 450 v. Chr. (Berlin, Neues Museum, Ägyptische Sammlungen)

 

Kushitenprinz als Priester, 25. Dyn., um 690-664 v. Chr. (New York, Metropolitan Museum)

 

Statuette des Amunpriesters Harnefer in altägypt. Tracht, spätes 4. Jhd v. Chr.., aus Karnak (New York, Metropolitan Museum)

Isispriester (Römische Zeit. Paris, Louvre, Bild: Mendoza, B.: Bronze Priests of Ancient Egypt from the Middle Kingdom to the Graeco-Roman Period, 2008, S. 346)

 

Isiskult (Fresko in Pompeji, 1. Jh. v.Chr.) Die Kleidung entspricht im wesentlichen jener aus der Prozessionsszene links, die ungefähr 500 Jahre älter ist.

 

Isispriester mit Osirisstatuette, 1. Jh. v. Chr. gefunden vor Alexandria im Meer (Foto: Franck Goddio - Hilti Foundation. Christoph Gerigk)

 

Priesterprozession aus römischer Zeit, viell. 4. Jh. n. Chr.. Man bemerke den Lorbeerkranz auf den Köpfen! (Fundstück aus Italien, heute in Turin, Ägyptisches Museum)

 

Priesterstatue aus römischer Zeit, die die Verbindung traditioneller ägyptischer und römischer Skulpturtradition zeigt (München)

 

Isispriester mit Schriftrolle und Katze (Pompeji, Quelle: E. A. Arslan, Iside. Il mito, il mistero, la magia, Mailand 1997)

 

Büste eines Isispriesters mit Lorbeerkranz (Rom, Musei Capitolini, Quelle: E. A. Arslan, Iside. Il mito, il mistero, la magia, Mailand 1997)

 

Die hochrangigen Priester (die oft auch das Amt des Vorlesepriesters versahen) trugen Schärpen, wahrscheinlich mit Goldornamenten verziert ähnlich denen, die der Pharao trug, und ein Leopardenfell. Der Leopard galt als heiliges Tier, Personifizierung der alten Himmelsgöttin Mafdet. Vielleicht erinnerten die Flecken auf dem Fell die Alten Ägypter an den Sternenhimmel - jedenfalls hatte die im Grab von Tutanchamun gefundene Nachbildung anstelle der Flecken aufgenähte Sterne. Das Leopardenfell wurde außerdem in Verbindung mit dem Glauben von Regeneration und Ewigem Leben gesehen, sowie mit dem Sonnengot Ra. Diese Vorstellung kann bis in die Texte der Unas-Pyramide (5. Dynastie) zurück verfolgt werden. Daher trugen besonders die "sem"-Priester, die die Zeremonie der Mundöffnung während des Bestattungsrituals durchzuführen hatten, dieses besondere Kleidungsstück. Aber auch die verstorbene Person ist zuweilen im Leopardenfell porträtiert. Es kann als eine Art 'Taufkleid' betrachtet werden, das seinen Träger heilig macht für die Götterwelt.

Erster und Zweiter Gottesdiener des Amun (Amuntempel, Karnak, Säulenhalle)

Priester Anen mit Schmuckschärpe und Leopardenfellimitat, unter Pharao Amenhotep III., 14. Jh. v. Chr. (aus Karnak, heute Turin, Ägyptisches Museum)

Ein Hohepriester mit Leopardenfell und sein Assistent mit dem Amtsstab in der Hand (Tempel von Medinet Habu, 13. Jh. v.Chr.)

Sem-Priester mit Wein- und Weihrauchopfergaben, Grab des Maja (Turin, Ägyptisches Museum)

Priester mit Leopardenfell und Papyrusrolle in der Hand, Osirisbild auf dem Schurz, Dritte Zwischenzeit, 25. Dyn., um 945-712 v. Chr. (London, British Museum. Bild: Hill, Marsha: Gifts for the Gods (Ausstellungskatalog Metropolitan Museum of Art, NewYork, 2007, S. 61)

 

Quelle:

Diodorus Siculus. Diodor's von Sizilien historische Bibliothek, übers. v. J. F. Wurm, Bd. 1, Stuttgart 1831 (Google Books), S. 136.

 

Eine altägyptische Legende "Wie das Pantherfell des Sempriesters zu seinen Flecken kam"

 

Echte Leopardenfelle oder Imitate?

Aus dem Grabschatz Tutanchamuns sind zwei Leopardenfellimitate mit Kopf aus Gips und Krallen aus Silber überliefert, und auf einigen Reliefs / Wandmalereien haben die dargestellten Leopardenumhänge ein eher "künstliches" Aussehen. Auch die Statue des Priestes Anen (heute Ägyptisches Museum, Kairo) trägt ein Imitat mit Sternenverzierung. In einigen Fällen oder zu bestimmten Zeiten können daher entsprechende Imitate zum Einsatz gekommen sein. Waren vielleicht die echten Felle aufgrund des großen Bedarfs eines Tages rar geworden? Andererseits befanden sich gerade in Grabbeigaben zahlreiche nur für diesen Zweck angefertigte Imitate tatsächlicher Gegenstände und Personen (z.B. die Uschebti). Bereits die Expedition des Harkhuf, um 2225 v. Chr. nach Jam - gelegen möglicherweise in Obernubien oder noch weiter südlichen Gebieten - sollte neben Räucherwerk und Ebenholz Leopardenfelle mitbringen. Leopardenfelle gehörten auch zu den regelmäßigen Tributzahlungen aus Nubien, und finden sich auch unter den Geschenken, die die Punt-Expedition Königin Hatschepsuts mitbrachte.

Leopardenfellnachbildung aus dem Grab des Tutanchamun, 14. Jh. v. Chr. (Bild: Griffith Institute)

Kopf des Leopardenfell-Imitats aus dem Grab Tutanchamuns (Bild: James, T. G. H., De Lucca, Araldo, Tutanchamun, Köln 2000)

Echte Leopardenfelle oder Nachbildungen? Handelt es sich bei den linken, mit Sternen bestickten Fellen um eine Verzierung oder ein komplettes Fellimitat? (Fresken-Faksimiles, New York, Metropolitan Museum)

Priester Anen (unter Pharao Amenhotep III.) mit einem Leopardenfellimitat (heute Turin, Ägyptisches Museum)

Nubier bringen Tribute, unter anderem ein Leopardenfell (Wandmalerei aus dem Grab des Hui, Qurna - Tal der Noblen, 18. Dynastie)

Quellen:

  • Wo lag das Königreich Jam?, in: Manley, B.: Die siebzig grossen Geheimnisse des Alten Ägyptens, München 2007.
  • Expeditionsbericht nach Punt, mit Hieroglyphen und Deutscher Übersetzung hier.

Persönliche Frömmigkeitsbezeugungen

Die meisten Nachrichten über persönliche Frömmigkeitsbeziehungen stammen aus der Spätzeit des Neuen Reiches, oder aus der greichisch-römischen Periode. Literarische Beispiele geben die "Reise des Wenamun", die über einen von Karnak nach Syrien entsendeten Priester des Amuntempels berichtet, sowie insbesondere die Inschriften im Grab des Petosiris. Bildbeispiele geben einige Stifterstatuen:

Stifterstatue des Priesters Amenmose, 11. Jh. v. Chr. Der Stifter kniet und hält die kleine Kapelle mit Göttin Hathor vor sich (Turin, Ägyptisches Museum)

 

Im Gegensatz zu Amenmose hockt Qen für das moderne Auge eher disrespektierlich vor seinem Schrein mit der Göttin Anuket, 11. Jh. v. Chr. (Turin, Ägyptisches Museum)

 

Amunpriester mit Widder-Weihestele, 11. Jh. v. Chr. (Turin, Ägyptisches Museum)

Würfelstatue des Priesters Sennefer, mit Hathor-Weiheinschrift, um 1360 v. Chr. (Berlin, Neues Museum, Ägyptische Sammlungen)

 

Würfelstatue des Priesters Petamenhotep, mit Osiris-Stele (Berlin, Neues Museum, Ägyptische Sammlungen)

Würfelstatue des Roy mit Hatorstele, Hohepriester des Amun in Theben, 19. Dyn., um 1220 v. Chr., aus Theben (London, British Museum)

Priester Amenhotep. Die Inschrift auf Hieratisch erwähnt den Tempel des Montu in Medamud, 12. Dynastie, um 1985-1773 v. Chr. (London, British Museum)

 

 

Priester mit Osirisstatuette, Spätzeit, verm. 29. / 30. Dyn., 4. Jh. v. Chr. (Berlin, Neues Museum, Ägyptische Sammlungen)

Anbetung des Thoth in der Form des Ibis (New York, Metropolitan Museum)

Ab dem 1. Jahrtausend vor Christus werden zahlreiche Stifterstatuen in Tempeln mit Bildern von Gottheiten versehen, die direkt auf den Statuenkörper aufgebracht sind. Es handelt sich aber mit großer Wahrscheinlichkeit weder um Tattoos, noch um tatsächlich auf die Kleidung gestickte Motive. Der Hintergrund der Darstellungsweise ist die Herstellung des direkten Kontakts zwischen Statue (Statueninhaber) und abgebildeter Gottheit. Auch Amulettfunktionen spielen hinein. Die Abbildung von Kultszenen dient ähnlich wie ihrer Verbildlichung auf Tempel- und Grabwänden der Sicherstellung ihres Vollzugs über die Zeit hinaus, bis in die Ewigkeit.

Priester Padiamun mit Sachmet-Amun-Nerfertem-Pektorale, Dritte Zwischenzeit, ca. 8. Jh. v. Chr. (Bild: Hill, M.: Gifts for the Gods, S. 64)

 

 

"Gottesvater" Khonsumeh, an der Seite des Gewandes ist eine Opferszene durch "Gottesvater" Pasheriense - wahrscheinlich ein Verwandter - dargestellt. Dritte Zwischenzeit, ca. 10.-9. Jh. v. Chr. (Berlin, Ägyptisches Museum. Bild: Hill, M.: Gifts for the Gods, S. 77)

 

Quelle: Taylor, John H.: Figural Surface Decoration on Bronze Statuary of the Third Intermediate Period, in: Hill, M.: Gifts for the Gods, 2007, S. 65-113.

 

Vorsorge für das jenseitige Leben

Hochrangige Priester versahen neben ihrer religiösen Funktion oft auch noch weitere politische und militärische Ämter. Ihrer Bedeutung gemäß waren die Grabstätten und ihre Ausstattung. Die Anrufungen auf Grabstelen und in Gräbern unterscheiden sich nicht von denen hochrangiger Beamter oder Mitglieder des Hofes.

Eine Bitte an die Nachwelt aus der 6. Dynastie:

"Oh ihr, die ihr auf Erden lebt, ihr, die ihr in kommender Zeit lebt und Diener der Götter seit, sagt diese Worte: Gebt tausende Brotlaibe, tausende Weinkrüge, tausende Bierkrüge, tausende Rinder, tausende Gänse, dem Ka des Königlichen Freundes Pepi-Na, Oberaufseher des königlichen Haushalts, Oberster der Priester der Pyramide Pharao Pepis!"

Eine Bitte aus der 26. Dynastie - die priesterliche Abstammung ist jetzt wichtig geworden, und die Gunst wird nicht mehr von der Nachwelt, sondern vom Gott erwartet:

"Anbetung sei Osiris gegeben, dem großen Gott, dem Herrn von Abydos! Möge er Grabspeisen, Rinder, Gänse, Weihrauch, Wein, Leinengewänder, Gemüse und alle guten, reinen, wohltuenden Dinge spenden dem Ka des Heiligen Priesters der Maut Napu, Sohn des Heiligen Priesters der Maut Asi und der Dame Mauthemhatwest."

(Übersetzt nach: Edwards, A.: Egypt and its Monuments, 1891)

Erste Zwischenzeit bis Neues Reich

Rekonstruktion eines der ursprünglich zum Tempel Montuheteps II. gehörigen Schreine der Hathorpriesterinnen, 11. Dyn. (New York, Metropolitan Museum)

Mumienmaske des Herishef-Hotep, Vorsteher einer Priesterabteilung am Totentempel Pharaos Niuserre, Abusir, 1. Zwischenzeit, 2216 v. Chr. – 2025 v. Chr. (Ägyptisches Museum der Universität Leipzig, Quelle: Krauspe, R. (Hrsg.): Das Ägyptische Museum der Universität Leipzig, Mainz 1997, Abb. 50)

 

Sarkophag des Meriti, Offizier der Hilfstruppen, Hohepriester des Ra, Neues Reich, 1540-1075 v. Chr. (Berlin, Neues Museum, Ägyptische Sammlungen)

 

Sarkophag des Hori, Hohepriester von Memphis. Der Verstorbene hält das Isisamulett und den Djedpfeiler in den Händen, 19. Dyn. 1292-1185 v. Chr. (gefunden in Memphis, heute Berlin, Neues Museum, Ägyptische Sammlungen)

Dritte Zwischenzeit bis Spätzeit

Re. u. Li.: Sarg des Chonsu-maa-cheru, Theben, um 900 v. Chr. (Hamburg, Museum für Völkerkunde)

 

 

Zur Dritten Zwischenzeit, während der Epoche des Thebaner Gottesstaats, wurde es üblich, die Mumien von Tempelangehörigen mit Rang- und Würdeabzeichen zu versehen, die nur ihnen zukamen. Dazu zählen die gekreuzten Lederbänder, die sich auch in der Darstellung mumiengestaltiger Gottheiten wiederfinden, und die sogenannte Menchet-Troddel.

Mumie des Chonsu-maa-cheru mit priesterlichen Würdeabzeichen, Theben, um 900 v. Chr. (Hamburg, Museum für Völkerkunde)

Holzsarg des Amunpriesters Amenemope mit den gekreuzten Lederbändern, späte 21. bis 22. Dyn., um 950-900 v. Chr. (London, British Museum)



Särge der Thebaner Amunpriester aus dem Friedhof von Deir el Bahri 3. Zwischenzeit, 11. - 10. Jh. v. Chr. (London, British Museum)
Oben: Detail des Sarges Baketamuns, Gottesvater des Amun, späte 21. Dyn. 10. Jh. v. Chr. (London, British Museum)

Oben: Ushebtis der Amunpriester (verschiedene Gräber, 11. - 10. Jh. v. Chr., aus Bab el-Gasus

Unten: Ushebtikasten des Amunpriesters Amenhotep, 21. Dyn., um 1070-945 v. Chr., aus Theben ( beides London, British Museum)

 

Ausschnitt aus dem Totenbuch des Pinudjem II, Hohepriester des Amun um 990-969 v. Chr. Deir el-Bahri (London, British Museum)

 

Statue des Ptah-Sokar-Osiris, angefertigt für einen Schreiber des Tempels des Amun und Priester des Tempels des Montu, um 700-670 v. Chr. (London, British Museum)

Mumie und Sarg des Montupriesters Hor. Zwischen den Gottheiten auf dem Sarg Texte aus dem Totenbuch, 3. Zwischenzeit, um 700-680 v. Chr., aus Theben (London, British Museum)

Sarg des Denytenamun, Weihrauchträger im Tempel des Amun, 22. Dyn., um 945-850, aus Theben (London, British Museum)

Ptolemäerzeit

 

Särge des Hornedjtyitif, Priester des Amun in Karnak, um 246-221 v. Chr. (London, British Museum)

Mumienkartonage, Kanopen und Anubisfigur des Djedhor, Priester der Hathor und des Min, Ptolemäerzeit, 200-150 v. Chr. (New York, Metropolitan Museum)

 

Auch in Priesterkreisen wurden Särge und Grabmäler "recycled", wie dieses Beispiel des Sarges der letzten Gottesgemahlin des Amun vor der persischen Eroberung, Ankhnesneferibre, um 530 v. Chr. zeigt. In römischer Zeit wurde der Sarkophag durch Amenhotep-Pimentu benutzt, der seinen Namen in die Kartuschen der Prinzessin setzte und auch die weiblichen Pronomen entsprechend ändern ließ (London, British Museum):

Quellen:

  • Strudwick, N.: The British Museum. Masterpieces. Ancient Egypt, 2012.

Archäologische Funde:

 

 

Porträts

Petamenhotep, Detail der Würfelstatue

(Berlin, Neues Museum)

Ptahmai, Detail der Familiengruppe

(Berlin, Neues Museum)

Sogenannter "Berliner Grüner Kopf", um 500 v. Chr. (Berlin, Neues Museum, Ägyptische Sammlungen)